Mein Wochenrückblick – 15. Woche 2015

Reaktionen auf die Geld- und Zinspolitik der EZB

Zur Verhinderung einer Deflation im europäischen Raum hat die EZB unter der Leitung von Mario Draghi beschlossen, ab März 2015 Anleihen im großen Stil von Staaten und Banken zu kaufen. Dabei will die EZB mit dem Ankauf in jedem Monat 60 Milliarden Euro verwenden, um den Geldmarkt zu fluten. Die Niedrigzinspolitik wirkt ja schon etwas länger.

So soll das Kreditgeschäft forciert werden und die notwendige Inflation im sinnvollen Rahmen steigen. Dabei kommt in erster Linie diese Maßnahme den südländischen Staaten von Europa zugute, die auch so eine Verzinsung ihrer Staatsschulden minimiert. Aber kommt die Maßnahme der EZB überhaupt in Europa zur Geltung?

Allein die Normalsparer haben durch die Niedrigzinsen hochgerechnet bis 2018 bis zu 150 Milliarden Euro Verlust bei ihren Einlagen. Die Maßnahme von Herrn Draghi ist auch eine Geldverbrennungsmaschine. Bei den Aktienmärkten wird seitdem jeden Tag viel Sekt getrunken, so muss es die Börsianer freuen. Der Aktienmarkt brummt und das kann schnell durch diese Schübe zur Überhitzung kommen und zu Preisblasen an den Vermögensmärkten führen.

Die Investoren halten entgegen den Annahmen die Anleihen zurück und es bilden sich Puffer, die diese Maßnahme der Geldflutung bedeutend einschränken kann und so die EZB blockiert. Für die Geldgeber ist die Verzinsung einfach im Moment zu gering. Das EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger hat bemerkt, dass die langfristigen Renditen schon vor Beginn der Anleihenkäufe auf einem sehr niedrigen Niveau gewesen seien. Die Erfahrungen der USA zeigen aber, dass Käufe von Staatsanleihen umso stärker wirken, je höher die betreffenden Renditen sind. Ist also die Geldflutung ein Schuss in den Ofen?

Nun kommt das Geschäftsmodell der seriösen Banken, wie von den Sparkassen und Volksbanken praktiziert, durch diese Niedrigzinspolitik der EZB ins wanken. Die Kreditvergaben dümpeln so vor sich hin und die Sparer überlegen, ob ihr Geld noch bei einem Zinssatz im Promillebereich als verzinslich angesehen werden kann. Das seriöse Geschäft steht vor dem Platzen.

Die Geldflutung soll die Kreditvergabe der Banken anheizen, jedoch muss die Industrie das auch wollen. Denn ein Konjunkturschub kann nur von den Firmen ausgehen. Wenn das nicht so abläuft, dann funktioniert die Maßnahme der EZB überhaupt nicht oder nur mäßig. Der Effekt verpufft und dann?

Natürlich gibt es auch noch weitere Nachteile, speziell für die Banken. Frau Lautenschläger, ein Direktoriumsmitglied der EZB,  erwähnt die Risiken im Besonderen. „Die niedrigen Zinsen in Kombination mit dem hohen Konkurrenzdruck zwischen den Geschäftsbanken in Deutschland sind für Lautenschläger zudem eine Gefahr für das Geschäftsmodell einiger Institute. Daher müsse verhindert werden, dass Banken allein mit riskanteren Geschäften oder Einsparungen wie etwa mit Stellenabbau im Risikomanagement auf die niedrigen Zinsen reagierten. Die Bankenaufsicht reagiere auf ein erhöhtes Risiko in der Bilanz von Kreditinstituten mit der Forderung nach zusätzlichen Wertberichtigungen oder mehr Eigenkapital sowie verbesserten internen Kontrollen.“

Es gab vor dieser Maßnahme der EZB auch schon warnende Stimmen und gar Gegner dieser Aktion. Die kalkulierten Reaktionen könnten nicht funktionieren oder auch falsch sein, so manche Fachleute. Mit dieser Aktion der Geldpolitik hat Herr Draghi natürlich auch die Ultima Ratio ausgelöst, was den Euro betrifft. Noch mehr neue Maßnahmen zur Stabilisierung gibt es nicht.

Sicherlich hat der immens gefallene Euro gegenüber dem Dollar den Vorteil für Deutschland, dass dies den Export unterstützt, denn die deutschen Waren werden im Ausland billiger. Jedoch der schwache Euro sorgt auch in einem erheblichen Maße für verteuerte Importe, die Deutschland ja nun mal braucht. Die Leidenden sind auch wieder die Verbraucher, die sich mit den dadurch erhöhten Preisen herumschlagen müssen.

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass diese Maßnahme der EZB mit zu den größten Umverteilungsaktionen in Europa zählt. Was bei den einen Seite herein kommt, fließt auf der anderen Seite wieder ab. Die Verhältnismäßigkeit der Folgen könnte auch ins wanken geraten, wenn mehr Geld „verbrannt“ wird als nützlich auf dem europäischen Markt zum Einsatz kommt. Die EZB als Geldvernichtungsmaschine, wer hätte das je gedacht!

Nun gehen die Banken in Dänemark bei der Vergabe von Krediten einen umgekehrten Weg. Es gibt keine Kreditgebühren und der Schuldner bekommt sogar noch von der Bank Zinsen ausgezahlt! Damit wird auch der Weg zur privaten Verschuldung erleichtert und somit sind die Folgen auch nicht klar absehbar. Man fragt sich natürlich, ob das noch seriöse Bankgeschäfte sind?

13.04.2015 – WM

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