Der tiefe Fall von Volkswagen und Co. – MK 39-15

Die deutsche Autoindustrie und speziell Volkswagen war von je her ein Aushängeschild für Deutschland. Dieser Industriezweig mit seinen Innovationen sowie einer hervorragenden Technik war auf dem Weltmarkt führend und die Produkte dazu noch ein Exportschlager mit stetig wachsenden Zahlen. Und nun das. Es wurde von einer amerikanischen Behörde bekannt, dass Volkswagen die Messwerte bei der Abgasprüfung von Dieselfahrzeugen manipuliert haben soll. Die verwendete Software hat erkannt wenn ein Test durchgeführt wurde und auf den Testmodus geschaltet. Bei diesem Testmodus haben sich die idealisierten Messwerte gezeigt. Alle waren zufrieden und froh darüber, welche schadstoffarmen Fahrzeuge doch von Volkswagen produziert werden. Dabei wollten die Testingenieure in den USA eigentlich nur die guten Abgaswerte der Autos von VW untermauern und als beispielhaft darstellen.

Allein die Tatsache, dass ein großer Autokonzern getäuscht und betrogen hat ist schon fast gar nicht zu glauben. Ein Konzern, der stets im Scheinwerferlicht stand und die Gewinne nur so geflossen sind. Es stellte sich letztlich heraus, dass bei insgesamt über 11 Millionen Fahrzeugen geschummelt worden ist. Die Tragweite dieses ausgetüftelten Betruges ist noch nicht wirklich absehbar. Aber die Aktienkurse der deutschen Autofirmen fielen in so gravierenden Ausmaß, dass sich dann speziell bei VW ein Milliardenverlust abzeichnete und das in zweistelliger Höhe.

Nun ist es so, dass schon fast jedem Autokäufer nach dem Kauf in kürzester Zeit klar war, die Verbrauchswerte sind ja viel höher als im Prospekt angegeben. So klafften die Prospektwerte und der tatsächliche Verbrauch in erheblichem Maß auseinander. Das Schlimme daran ist, dass es vielen Leuten in entscheidender Position seid einiger Zeit klar war, weil sie die Testmethoden für die Verbrauchswerte kennen. Im Labor testen die Autohersteller ihre Fahrzeuge bezüglich Kraftstoffverbrauch. Die Testmethoden idealisieren die Verbrauchswerte ohne annähernde Bedingungen wie es sie auf der Straße gibt zu berücksichtigen. Noch schlimmer ist es wie ich finde, dass das Kraftfahrtbundesamt zu diesen Verbrauchs- und Abgastests ihr Ja und Amen gaben, weil sie es einfach nicht bei der Erteilung einer Betriebserlaubnis berücksichtigt haben. Bevor ein neues Fahrzeug eine Betriebserlaubnis bekommt, findet die Abnahme über die technischen Spezifikationen natürlich beim Kraftfahrtbundesamt statt. Nur bei den Abgaswerten glaubte man den Autoherstellern einfach so und nickte es ab.

Nun war von Anbeginn die stetig wachsende Autoindustrie immer eine „heilige Kuh“, die nicht kritisiert werden wollte und auch noch Fördergelder bekam. Die Bosse dieser Autofirmen zeigte sich stets mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein und nach der Devise, uns kann keiner was. Ein glorreicher Schein war stets auch in der Öffentlichkeit bei allen Aktivitäten der Autohersteller sichtbar. Dieser Schein ist plötzlich weg und jeder fragt sich, wie konnte sich der Hersteller von Kraftfahrzeugen so selbstgefällig über alle Regeln hinwegsetzen und die Öffentlichkeit betrügen, nur um weiter in glorreichem Licht zu brillieren. Die Dauerhochstimmung bei den Autofirmen hat sich nun plötzlich verflüchtigt.

Es kommen Strafzahlungen auf VW zu, die Aktieninhaber wollen ihre Aktien loswerden, eine Klagewelle aus den USA rollt auf Volkswagen zu und eigentlich müsste die Betriebserlaubnis bei gefälschten Werten der Fahrzeuge erlöschen. Was kommt noch auf den Autokonzern zu? Können diese Vorgänge VW an den Abgrund bringen?

Auch ganz plötzlich wachen viele Menschen in Deutschland auf und davon sind es auch etliche Politiker. Betrug auf höchster Ebene, das geht gar nicht. Mit dieser Aktion von Volkswagen ist Deutschland in ganz schlechtes Licht geraten. Aber kann man das grundsätzlich auf alle Autohersteller beziehen? Wohl nicht, ehe es nicht bewiesen wurde. Auch ist vielen Leuten jetzt klar, dass die Zeit des Handelns gekommen ist. Wobei man auch wieder den Spruch zitieren kann, „der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht“. Musste es erst wirklich soweit kommen, um vielleicht jetzt ohne Schummelei die tollen Messwerte vom Verbrauch und vom Abgas festzustellen? Dazu ein klares Nein.

Bereits im Jahr 2011 soll einiges klar gewesen und etliche Ungereimtheiten bereits einigen Leuten bekannt gewesen sein. Bedenklich ist eigentlich nur, dass anscheinend die Politik vieles von der Autoindustrie still geduldet hat, aber natürlich nicht den Betrug von Volkswagen.

Was würde man sich als Verbraucher wünschen? Eine Autoindustrie, die realistische Werte beim Verbrauch angibt. Eine Autoindustrie, die tatsächlich gemessene Abgaswerte angibt. Eine Autoindustrie, die ehrlich zum Verbraucher ist.

Von der Politik wird nun vorrangig erwartet, dass eine Regelung zur besseren Überwachung der Autoindustrie stattfindet. Weiter muss es eine Prüfung geben, ob die angestrebten Verbrauchs- und Abgaswerte überhaupt mit der bestehenden Technik erreicht werden können. Ebenfalls muss das Kraftfahrtbundesamt zur Erteilung einer Betriebserlaubnis für ein Kraftfahrzeug die Messwerte nachprüfen. So könnten viele Fahrzeuge dann nicht mehr mit einem geschönten Erscheinungsbild auf den Straßen unterwegs sein.

Der Imageschaden ist für Volkswagen, die deutsche Autoindustrie und auch Deutschland erheblich. Allein schon deswegen ist eine schonungslose Aufklärung sehr wichtig, um die Manipulatoren auszuschalten und auch zu bestrafen. Weiterhin ist eine nachhaltige Korrektur des VW-Konzerns in der Ausrichtung seiner Ziele erforderlich. Die Nachbesserung der Fahrzeuge ist unumgänglich und die Kosten zweitrangig. Der Kunde muss wieder zufrieden sein mit dem gekauften Fahrzeug. Und Deutschland als Klimasaubermann muss sein Image durch einen transparenten Maßnahmenkatalog wieder aufpolieren. Wie lange wird der Regenerationsprozess wohl andauern?

28.09.2015 – WM

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