Der digitale Rausch der Gesellschaft – MK 35-16

Ticken Sie noch analog oder befinden Sie sich bereits im digitalen Zeitalter. Aber mal im Ernst, bekommen Sie noch alles auf die Reihe was rundherum jeden Tag an Emails, Telefonaten, Informationen, Berichten und Fernsehsendungen auf Sie einströmt. Ohne jetzt wirklich YouTube oder andere Videodienste zu erwähnen, ist es oftmals schon recht mühsam, alles vom Kopf her verarbeitet und sortiert zu bekommen. Oftmals hat man jedoch den Eindruck, dass durch permanente Informationsströme und die darauf erwarteten Reaktionen die Gesellschaft vom eigentlichen kommunikativen Dasein des Menschseins abgelenkt und regelrecht daran gehindert wird den normalen menschlichen Kontakt mittels Sprache, Mimik und Gestik auszuleben.

Ja, sogar abscheulich finde ich es, wie die Kommunikationsmöglichkeiten zu denen der Mensch fähig ist missachtet werden und die Menschen dann nur noch zu einem Tippen sowie Schieben auf dem Smartphone verdammt sind. Die Möglichkeiten der Sprache und der Verständigung verkümmern und verfremden so die Menschen. Der Rausch der Digitalisierung hat die Menschen in ihrem Bann genommen und so auch schon zu einer veränderten Gesellschaft geführt. So gilt es oftmals nur noch Emails zu checken, im Blog zu schreiben oder zu lesen, natürlich den „Freunden“ in den sozialen Medien zu posten, auch den „Gefällt-mir-Klick“ nicht zu vergessen und sich so absolut dem modernen „Digitalismus“ auszuliefern. Der Datenaustausch vollzieht sich immer schneller und drängt die Menschen so zwangsläufig zu den erwarteten schnelleren Reaktionen. Natürlich zwischendurch noch eine Fernsehsendung schauen, quasi im vorbeigehen, Radio oder MP3 mit dem Smartphone hören ist auch kein Problem. Letztlich kommt dann noch Amazon mit seinem Dash-Button als Heilbringer der Menschheit und will uns die Dauerabhängigkeit für unkontrollierte Bestellungen sanft aufzwingen. Au weia, fast hätte ich vergessen, die neusten Nachrichten mit der entsprechenden App abzurufen, denn es könnte ja ein Sack Reis irgendwo in China umgefallen sein. Und dann ist man auch noch fast bei Rot über die Ampel gegangen, aber man wollte ja nur die SMS fertig schreiben. Solche Dinge passieren dann und das immer öfter.

Die permanente Informationsüberflutung durch die zunehmende Digitalisierung hat uns moderne Menschen voll erwischt und fixiert uns gegen unsere Natur in uns selbst. Diese Reizüberflutung durchdringt den Menschen förmlich und gilt als Auslöser für geistige Erschöpfung, Stress und Depressionen. Somit verändert dieser Informationsstress unsere Gehirnaktivitäten und führen zu veränderten Reaktionen. Die Sache der Digitalisierung drängt sich permanent in der Vordergrund und die Menschlichkeit verkümmert, bleibt somit auf der Strecke. Datensüchtige gibt es auch schon bei den Jüngeren, aber auch bei den Erwachsenen mit zunehmender Tendenz. So wird wohl auf Dauer diese Informationsflut auch die kognitiven Fähigkeiten beim Menschen verändern, wohl eher nicht verbessern. Es ist die Fähigkeit einer Aktion, um Wissen zu verarbeiten. Es sind im einzelnen die Wahrnehmung, das Erinnern, das Denken und der Einsatz unserer Sprache. Es sind somit Leistungen des Gehirns Sinnesreize zu bewerten und zu verarbeiten. Weiterhin umfassen die kognitiven Fähigkeiten sämtliche Wahrnehmungen unseres Intellekts, verbunden mit der verstandesmäßigen Grundlage. Dieses führt in der Regel zu neuen Gedächtnisinhalten, die den Menschen in die Lage versetzt Situationen einzuschätzen, zu bewerten und daraus Schlussfolgerungen abzuleiten. Die Frage ist jedoch, wie verändert sich der Mensch im digitalen Zeitalter mit seinen Fähigkeiten?

Sicherlich, unserer modernes Gehirn kann sich auf neue Anforderungen recht gut einstellen. Aber, unser Gehirn braucht auch Erholung, Entspannung und das ist der entscheidende Punkt in dieser Betrachtung. Das Gehirn kann jedoch auch nicht gut mit einer permanenten Reizüberflutung umgehen und das ist in unserem digitalen Zeitalter oftmals der Fall. Also, man kann es drehen und wenden wie man will, unter Daueraktivität werden wir krank.

Natürlich kann unser Gehirn auch die Informationen vielfach nutzen, um neue Gehirnareale zu aktivieren. Dieses kann sicherlich auch zu neuen Fähigkeiten führen. Aber die Gefühlswelt wird sich wohl verändern, die menschliche Kommunikation verkümmern und es werden wohl dann auch etliche Fähigkeiten des Menschen einen fortwährenden Veränderungsprozess durchlaufen. Im 24 Stunden-Dauerinformationsstress kann der Mensch nicht wirklich mehr den Ansprüchen der modernen Gesellschaft langfristig gerecht werden. Die Folge wird wohl sein, dass das Gehirn streikt und schlichtweg die Arbeit verweigert oder komplett einstellt. Der Mensch ist krank.

Gibt es nun einen Ausweg in dieser modernen Welt der Digitalisierung? Klar, gibt es und der ist einfach. Es ist wie vieles beim Menschen eine Sache der Dosierung, die dem Gehirn die Möglichkeit gibt Informationen zeitnah zu filtern und für sich auszuwerten. Denn aufhalten wird diese technische Entwicklung der Digitalisierung wohl niemand. Ein zwischenzeitlicher Erholungsprozess tut das Seine und erlaubt dem Gehirn sich von seinen ihm zugemuteten Aufgaben zu erholen. Wohl dem Menschen, der dieses so umsetzen kann und sich nicht mit Unwichtigkeiten oder auch Nichtigkeiten belastet. Man muss auch als moderner Mensch nicht alles wissen, geschweige denn können. Die Perfektion ist als Mensch nicht erreichbar. Wenn einmal ein paar Informationen an einem vorbei fließen sollten, ist es auch nicht so schlimm. Derjenige, der nicht selbst filtern kann, soll heißen, ein jüngerer Mensch sollte unter einer verantwortungsvollen Betreuung dazu geleitet werden. Die Hauptsache ist doch, dass wir uns in unserer Lebenssituation auf das für uns Wichtige konzentrieren können und den Bezug zu den Mitmenschen und zu unseren menschlichen Gefühlen nicht verlieren. Denn Herausforderungen durch technische Entwicklungen hat es auch schon immer für die Menschen gegeben, jedoch wurde ein wesentlicher Punkt stets beachtet, nämlich Aktivität und Ruhe ausgewogen im Tagesablauf zu gestalten. Die Frage ist jedoch letztlich, wie lange können wir dieses für uns persönlich noch regeln?

06.09.2016 – WM

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